“Gisch Halt Mol Ächli”, 2023
Es ist stets ein faszinierendes und heikles Unterfangen, Werke zu erschaffen, die sowohl ästhetisch ansprechend als auch von gesellschaftlicher Bedeutung sind. Eine solche Arbeit auszustellen bedeutet, eine kraftvolle und eindringliche Installation zu schaffen, die sich sowohl mit der Thematik von Aufmerksamkeitsdefizit- /Hyperaktivitätsstörungen (AD(H)S) und der medikamentösen Behandlung in der Adoleszenz, als auch deren Ästhetik auseinandersetzt.
Die Arbeit bezieht ihre Inspiration aus Tischplatten der F+F Schule Zürich, Vorkursklasse. Über viele Jahre hinweg dienten diese Tischplatten den Schülern als kreative Leinwand. Die energiegeladenen, expressiven und lebendigen Zeichnungen und Bemalungen auf den Tischplatten legen nahe, dass AD(H)S-Betroffene, ob mit oder ohne Medikation, daran beteiligt waren.
Die Details einer Methylphenidat (Ritalin) Therapie wurden aus diesen Tischplatten maschinell mit einem Laser ausgeschnitten, wobei schwarze, ausgebrannte Ränder entstanden. Im Ausstellungsraum wurden die Tischplatten konfus im Raum aufgestellt, während die ausgeschnittenen Buchstabenteile systematisch an der Wand angebracht wurden. Die kryptischen Glyphen repräsentieren den von den Schülern aufgenommenen, aber unverstandenen Lehrstoff. Oder sind es doch die Schüler selbst, die aus den expressiven Tischplatten herausstammen und nun ordentlich und kalkulierbar an die Wand gestellt wurden?